Bei dieser Lokomotive handelt es sich um eine interessante Rarität und ein frühes Zeugnis aus dem Bereich der elektrischen Traktion.
Die Maschine dürfte nach einer ebenfalls erhaltenen Lok der Trossinger Eisenbahn die zweitälteste noch existierende Lokomotive und eine der ältesten Lokomotiven aus der Produktion der AEG sein. Die Rehauer Maschine wurde 1902 mit der Fabriknummer 173 von der AEG gefertigt. Geliefert wurde sie allerdings nicht direkt an die Porzellanfabrik, sondern zuerst an einen "Zwischenhändler". Bei der heute noch existierenden Firma Groß & Bohrer in Bamberg wurde die Lok komplettiert und zum Weiterverkauf ausgeschrieben. Nach einem Kostenvoranschlag vom 14. Februar 1905 gelangte die Maschine schließlich für 5.700 Mark zur Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. nach Rehau und wurde dem Betrieb übergeben.
Nachdem die Produktion in der Fabrik und somit auch der Verkehr der Werksbahn zu Beginn der 90er Jahre eingestellt, Teile der Fabrik abgerissen und der Rest von der Firma REHAU AG & Co. übernommen wurden, war die Lok arbeitslos. Die Firma hinterstellte die Werkslok in einer ihrer Hallen und entschloss sich 1999 sie in die Obhut der Selber Eisenbahnfreunde zu übergeben.
Die zweiachsige Maschine mit Mittelführerstand ist in einer klassischen dunkelgrünen Farbgebung mit rotem Fahrwerk im Einsatz gewesen. Sie verfügt über Stangenpuffer und Lyrastromabnehmer. Gebremst wurde die Lok durch Einlegen des Rückwärtsganges. Als Betriebsspannung ist 110 Volt Gleichstrom verwendet worden.
Neben der Lokomotive gelangten noch zwei Rollwagen in den Besitz. Hierbei handelt es sich um hölzerne Fahrzeuge, die nicht viel jünger sein dürften als die Lokomotive und die im innerbetrieblichen Verkehr eingesetzt wurden. Einer der Wagen wird aufgrund seines hervorragenden Erhaltungszustandes als Museumsfahrzeug weiter erhalten. Das Holz des anderen Waggons ist allerdings durch Feuchtigkeit und Ungeziefer schon so morsch und instabil, dass der MuEC um eine komplette Erneuerung aller hölzernen Teile nicht herumkommen wird. Mit der Elektrolok und den Wagen verfügt der Lokschuppen Selb über eine interessante Rarität aus den Anfängen des elektrischen Werksbetriebs.
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